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In der Nähe des kleinen Dorfes "La Puebla de Don Fadrique" befindet sich dieser hoch gelobte Beobachtungsplatz, dem auf verschiedenen Seiten im Internet gehuldigt wird, z.B. Berichten des bekannten Astrofotografen Rogerlio Bernal Andreo 1. Pinar de Araceli Star Party 2010 sowie 2. Pinar de Araceli Summer 2011 vom. Fakt ist, dass der Platz lt. den Karten der AVEX nahezu frei von Lichtverschmutzung ist. Ob das stimmt und welchen Eindruck der Beobachtungsplatz auf mich gemacht hat, möchte ich aus eigener Erfahrung hier kurz berichten.

Im Dezember 2011 fuhr ich von Valencia aus in Richtung "Puebla de Don Fadrique" los. Die Fahrt dauert etwa 3h und führt zunächst ca. 1 Stunde über die Autobahn und anschließend über gut ausgebaute Landstraßen. Das Dorf liegt in Andalusien in der Nähe zu verschiedenen anderen Provinzen.

Das Dorf liegt auf dem Altiplano, einer Hochebene auf ca. 1000m ü.NN. am Fuße der Sagra Gebirgskette mit dem Hauptgipfel La Sagra (ca. 2300m ü.NN.). In der Sagra bieten sich eine Fülle interessanter Beobachtungsplätze an, die aber vom Dorf über enge Straßen in ca. einer halben bis einer Stunde Autofahrt erreicht werden können. Da vom Dorf aus die Beobachtung aufgrund der Straßenbeleuchtung nicht zu empfehlen ist, muss außerhalb beobachtet werden. Unterkünfte in dunkler Umgebung sind aber vorhanden.

Der Berg La Sagra

Am Fuße des Sagra liegt in unmittelbarer Nähe zum Hotel "Colladas de la Sagra" auch das bekannte Sagra Observatorium (OLS). Letzteres ist für Entdeckungen im Kleinplaneten und Kometenbereich bekannt geworden. Das Hotel ist vom Dorf aus ca. 14 km entfernt.

Das OLS

Eine andere Unterkunft ist der Pinar de Araceli, eine Anlage mit Bungalows bzw. rustikalen Hütten, die angemietet werden können. Leider musste ich feststellen, dass die Hütten im Dezember 2011 nicht vermietet werden (Später kontaktierte ich die telefonische Buchungshotline wo der geschaltete Anrufbeantworter die Wiedereröffnung im März 2012 ankündigte.)

Blick von der Auffahrt zum Pinar de Araceli zurück aufs Dorf

Das Gelände war allerdings zugänglich. In unmittelbarer Nähe zum Pinar de Araceli befinden sich jedoch auch viele interessante Beobachtungsplätze wie z.B. der Puerto del Pinar (ca. 1600 ü.NN.). Der Pinar de Araceli hat allerdings den Vorteil einer perfekten Rundumsicht auf einem Berggipfel auf ca. 1800-1900m ü.NN Die Aussicht auf den Pinienwald ist atemberaubend vor allem bei Sonnenuntergang.


Größere Kartenansicht

Der berühmte Calar Alto ist nur etwa 60-70km Luftlinie entfernt. Er kann bei guter Sicht vom Sagra Gebirge gesehen werden. Sogar die weiter entfernten schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada sind kein Problem. Insbesondere die Wetterstation des Calar Alto mit seinem Liveview (Webcam 1 zeigt fast in Bildmitte den Sagra Gipfel in ca. 70 km Entfernung) kann helfen die Beobachtungsbedingungen auf den Gipfeln des Sagra Gebirges abzuschätzen. Die besten Wetterprognosen für die Beobachtungsnächte lieferten 7timer.com (Karte mit Höhenkorrektur +2km nutzen) und inm.es für die Ortschaft La Puebla de don Fadrique.

Blick vom Sagra Gebirge auf die Sierra Nevada

Beobachtungsbedingungungen

Lt. den AVEX Lichtverschmutzungskarten befindet sich die Sagra Region in der transparenten Zone, d.h. Lichtverschmutzung sollte kein Thema sein. Dennoch stellte ich in der ersten Beobachtungsnacht im Osten und Nordwesten am Horizont Lichtglocken vermutlich der Städte Murcia und Valdepenyas, wobei die Lichtverschmutzung im Osten stärker ist. Für die Beobachtung stellen Sie aber kein größeres Problem dar, da sie nur ca. 5-10 Grad über den Horizont reichen und sehr begrenzt sind. Der Süden ist streulichtfrei. Das SQM-L zeigte in guten Nächten mit durchziehender Zirrusbewölkung Werte bis 21,4 an. In transparenten Nächten Werte um 21,6.

Beobachtungsplatz im Pinar

Visuell war insbesondere das Zodiakallicht mit Lichtbrücke nach Sonnenuntergang eindrucksvoll sichtbar und war zum Vergleich zur grössten Lichtglocke im Osten was Helligkeit und Ausdehnung anbelangt deutlich größer. Den Gegenschein konnte ich hingegen nicht ausmachen, was wohl auch daran lag, dass dieser sich in der Nähe zur Wintermilchstraße befand.

Aufgang des Erdschattens

Dämmerung im Pinar

Nach Einbruch der astronomischen Dämmerung werden SQM-L Mittelwerte um 21,2 erreicht, die schnell auf 21,3-21,4 klettern. Gegen Mitternacht waren dann auch Werte bis 21,56 möglich. Die Messungen gestalteten sich aufgrund der präsenten Wintermilchstraße stets schwierig und führten möglicherweise auch zu Verfälschungen zu schlechteren, also niedrigeren Werten. Visuell bestand subjektiv kein Unterschied zu den hervorragenden Bedingungen auf La Palma. Die Milchstraße war neben dem Zodiakalicht beeindruckend präsent. Im 10x50 Feldstecher waren NGC 7000, Zirrusnebel und sogar der Pelikannebel am Untergangshimmel eindrucksvoll beobachtbar. Als Highlight konnte ich den Helixnebel im Zodiakallichtkegel im Feldstecher kurz vorm Untergang ohne Probleme sichten. M33 ist im Zenit stehend frei sichtig und kann direkt gehalten werden. Eine Beobachtung die mir bisher noch nicht so eindrucksvoll gelang. Unter guten und besten Bedingungen waren im 10x50 Feldstecher die hellsten Bereiche von IC 405 und IC 410 schwach sichtbar, wie auch der hellste Teil von Barnards Loop um M78 und sogar NGC 1499. Auch schwache Galaxien wie NGC 247 waren kein Problem. M42 war selbst im Feldstecher sehr strukturreich und die "Hörner geschlossen". Diese Beobachtung war mir bisher nur in La Palma unter sehr guten Bedingungen gelungen. NGC 1477 war zusammen mit M35 in einem Gesichtsfeld eindruckvoll sichtbar. Auch die Sichtung von M65, M66 und M51 ca. 10 Grad über dem Horizont war trotz der beschriebenen Lichtglocke im Osten im Feldstecher kein Problem.

Aufgang des Orion über dem Pinar

Tau war in diesen Tagen z.T. ein Thema. In der ersten Nacht am 19.-20. Dezember 2011 wurde am Puerto del Pinar der Taupunkt erreicht, was am Eispanzer an den Glasflächen des Mietwagens und am Schlafsack, den ich als Kälteschutz beim Beobachten einsetze, offensichtlich war. Andere Tage hingegen nicht. Insbesondere nicht in größeren Höhen, wie sie der Pinar bietet. Dazu muss man wissen, dass die Inversionsschicht häufig in ca. 1500-1800 m ü.NN liegt. Deshalb ist es wichtig möglichst große Höhenlagen zu erreichen, die über der Inversionsschicht liegen. Die Temperaturen über der Inversionsschicht lagen zwischen 9 und 3 Grad Celsius. In der Nacht vom 23.12. zum 24.12.2011 war die Luft so trocken, dass beim Berühren von Plastikfolien Funken sprühten, was ein Indiz für geringe Luftfeuchtigkeit ist. Lt. der Calar Alto Wetterstation waren es 20%.

Atemberaubende Aussicht von der Sierra de la Sagra

Beobachtungsplätze bis zum abwinken

Den schönsten bietet aber der Pinar selbst

Blick vom Calar Alto zum Sagra Gipfel