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Nach einem einwöchigen Astrourlaub im September 2012 besuchte ich die Podona, allerdings mit der kompletten Familie, im Dezember erneut. Seit dem La Palma Aufenthalt hatte der neue 14" Dobson in Deutschland mangels schlechtem Wetter kein "Licht" gesehen. Im September Stand als Hauptbeobachtungsziel Jupiter auf dem Programm. Aber leider aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit einem Dobson habe ich leider keine guten Jupiterbilder gesehen, so dass das Ganze nochmal geübt werden musste.

In Deutschland starteten wir am 09. Dezember. Als es mit dem Taxi losging hatte es bereits eine Stunde vorher heftig zu schneien begonnen, was sich im Nachhinein als echtes Problem herausstellen sollte. Denn wir saßen im Flieger ca. 5h auf der Parkposition in Deutschland fest. und starteten erst gegen 17.00 Uhr, so daß die Ankunft erst gegen 22.00 Uhr war. Gegen Mitternacht kamen wir in Las Tricias bei der Vermieterin an, die natürlich schon geschlafen hatte. So fiel die eingeplante Beobachtungsnacht zum Großteil ins Wasser und als wir endlich an der Unterkunft ankamen, war der Himmel brauchbar aber durch Zirren teilweise bedeckt, so dass nach Beobachtungen mit dem bloßen Auge es erstmal ins Bett ging.

Der nächste Tage war bedeckt, so dass ich beim Essen in Tazacorte nach Prüfen der Wetterstationen auf dem Roque erst am Dienstag dass erste Mal zum Roque aufbrach. Mich erwartete zunächst ungemütliches Wetter. Über die Caldera zogen tiefe Wolken, die aber einen bestimmte Region unterhalb des WHT ausließen, was später leider nicht mehr so war. Dennoch konnte ich zunächst Jupiter und durch besagte Wolkenlücke vor allem in der Cassiopeia und Andromeda einige Objekte beobachten. Interessant fand ich insbesondere die Nebel um Gamma-Cygni, die mit UHC sehr deutlich und hell erschienen. Zwischendurch fiel die Temperatur auf knapp unter Null. Gegen 23.00 Uhr packte ich schließlich zusammen und fuhr wieder zu meiner Unterkunft. Im Nachinein sehr erkenntnisreich, da ich aufgrund der Tatsache, dass die Insel komplett unter Wolken lag, keine hohe Bewölkung vorlag und die Durchsicht extrem gut, die Dunkelheit des Nachthimmels bis hin zum bewölkten Nachthimmel mit dem SQM-L durchmessen konnte (jeweils drei Werte zenitnah gemessen und gemittelt):

Uhrzeit (UT)SQM-L (Zenit)Kommentar
19:3821.45Beginn der Nacht nach Einbruch der astronomischen Dämmerung
20:0821.54
21:3021.60Bedeckt, aber helle Sterne scheinen durch die tiefhängende Wolkendecke
22:1021.70Bedeckter Neumondhimmel = 22.0, Besser geht es nicht.

Die letzten beiden Messungen fanden bereits unter bewölktem Himmel statt. Bei der vorletzten Messung schienen aber noch die hellen Sterne durch. Bei der letzten dann nicht mehr. Auf der Abfahrt begann es dann auch schließlich leicht zu regnen. Ich hatte in dieser Nacht auch meine neue extrem dicke Daunenjacke getestet. Sie hat zusammen mit der Daunenunterhose den Test bestanden. Mit ihr benötige ich praktisch auch keine Handschuhe. Bisweilen hat man allerdings den Eindruck mit einer Bettdecke herumzulaufen.

Verblüfft war ich, dass ich mit dieser Ausrüstung die mitgebrachten Sorel Stiefel nicht benötigt habe. Dies war ein Irrtum, wie sich die nächste Nacht noch herausstellen sollte.

Die erste richtig gute Nacht war dann am 12.12., also am Mittwoch. Wieder ging es rauf zum Roque. Hier sind auch die Fotos entstanden. Weitere gab es leider nicht, da anschließend die Batterien der Kamera leer waren und das Ladegerät zu Hause in Deutschland geblieben ist.

Die Auffahrt durch den Pinienwald ist immer wieder ein Highlight

An der Baumgrenze

Zunächst fuhr ich bis zur Aussichtsplattform, da dort auch einer meiner früheren Fotobeobachtungsplätze liegt. Vorteil ist seine Lage abseits der Straße, so dass Fremdlicht durch vorbeifahrende Autos ausgeschlossen ist. Insbesondere zu Zeiten der chemischen Fotografie ein sehr wichtiges Detail. Nachteil ist, dass der Südhorizont ca. 10-20 Grad eingeschränkt ist.

An der Aussichtsplattform, die auch Degollada de los Franceses genannt wird.

Nach Prüfung der Lage entschloss ich mich unterhalb der Teleskope aufzubauen, denn der Wind hier mitunter sehr heftig sein.

Beobachtungsplatz unterhalb der Teleskope

Der Beobachtungsplatz unterhalb der Teleskope stellte sich als optimal heraus. Der Untergrund staubte beim Auftreten kaum, was wohl an den ergiebigen Niederschlägen der letzten Wochen lag.

Der aufgebaute 14 Zöller im Abendlicht kurz vor Sonnenuntergang

Die Temperatur lag bei Einbruch der Dunkelheit bei 0 Grad Celsius und 65% rel. Luftfeuchte. Nach Einbruch der Dunkelheit wurden zunächst folgende Objekte eingestellt: NGC 7000, Cresent Nebel und der Pacman-Nebel. Anschließend der Zirrusnebel mit Pickering's Dreieck. Darüber hinaus habe ich die Milchstraße und das Zodiakallicht bestaunt, die zum Anfang der Nacht zusammen ein V-markierten, dass sich über den gesamten Himmel erstreckte. Im Zenit die Lichtbrücke und abseits die Herbstmilchstraße, die sich am Horizont berührten. Im Laufe der Nacht wanderte dann der Schnittpunkt der Milchstraße mit dem Untergangshorizont Richtung Norden, so dass schließlich der Schnittpunkt verschand und sich das "V" öffnete. Weiter ging es mit den Nebeln Gamma-Cassiopeii. Interessanterweise verschwanden die Nebelfetzen beim Einsatz des UHC-Filters vollständig. Anschließend ging es hauptsächlich mit Jupiter weiter. Leider konnte ich dem Planeten kaum Details entlocken, was an der fehlerhaften Kollimation lag, was ich aber erst übernächste Nacht merken sollte. Immer wieder kommen Wolkenbänke auf mich zu. Das Auto ist komplett nass. Später bildet sich Eis. So wurde hauptsächlich Genussspechteln betrieben ohne konkreten Plan. Ein Ziel war dann NGC2177. Erstaunlich groß und mit UHC-Filter klar sichtbar. Der Flammen-Nebel ist ebenfalls erststaunlich hell und kann sogar im 10x50 Feldstecher als geisterhafte Aufhellung gesehen werden. Dann Abstecher in den Fuhrmann mit M36, M37 und M38. Im Feldstecher haben mir die offenen Sternhaufen aber besser gefallen. Anschließend M35 in den Zwillingen. Zusammen mit NGC 2158 ein schönes Bild. Letzteres erscheint dreieckig und zum Zentrum hin stark konzentriert. Immer wieder musste ich den Fangspiegel mit der Hand auftauen. Abwechselnd habe ich auch mit dem Feldstecher beobachtet. Highlight war defintiv die Beobachtung mit dem bloßen Auge. Insbesondere, wenn der bewölkte Himmel plötzlich Teile der Milchstraße freigab. Letztes Objekt war Thor's Helm. Sehr interessantes und großes Objekt. Um 03.00 Uhr habe ich schließlich zusammengepackt und bin zurück in die Unterkunft gefahren. Dies sollte auch meine letzte Nacht auf dem Roque sein, da ich auch meinen Kindern in den folgenden Nächten Objekte im Teleskop zeigen wollte.

Aufgang des Erdschattens

Im Hintergrund die anderen "Teleskope" v.l.n.r.: NOT, INT und Grantecan

In dieser Nacht herschten nahezu perfekte Bedingungen: Caldera lag komplett zu Beginn unter Wolken. Kaum Wind, der die Beobachtung störte. SQM-L-Werte (jeweils drei Werte gemittelt): 19:40 UT - 21.52, 20:15 UT - 21.56, 21:00 UT - 21.60, 22:07 - 21.59. Wind leicht aus NO, zeitweise windstill. Am Ende der Beobachtung gegen 02:00 UT kommen Zirren auf.

Der aufgebaute 14 Zöller bei Einbruch der Nacht. Die Hohe Schleierbewölkung zieht nördlich an der Insel vorbei, was sich aber im Laufe der Nacht änderte.

Diese Nacht sollten auch die Kinder zum Zuge kommen. Daher beschloss ich am Haus direkt zu beobachten. Zunächst zog hohe dichte Zirrusbewölkung durch, die am Morgen aufkam. Ich ließ mich jedoch nicht beirren und gegen Einbruch der Dunkelheit haben die Kinder zunächst M3 im Bino und anschließend Jupiter beobachtet. Meine Tochter erkannte auf Anhieb, dass Jupiter drei Bänder hatte und auch die Milchstraße konnten sie zweifelfrei identifizieren. Nach dieser kurzen Beobachtungstour gingen die Kinder zu Bett und die Zirrusbnewölkung war plötzlich verschwunden. So wurde es noch eine richtig gute Nacht:

1. Objekt: Jones 1. Bei 40 fach und OIII-Filter als kleiner heller Ring im Telekop. Ähnlich dem Ringnebel.

2. Objekt: Abell 2666. Eine bis zwei schwache Galaxien. Sichtung insgesamt unsicher.

3. Objekt: Silver Dollar. Bei 114fach im 14mm ES fast Gesichtsfeldfüllend. Interessante Staubstrukturen. Kugelsternhaufen in der Nachbarschaft ist sehr locker und bis zum Zentrum aufgelöst.

4. Objekt: NGC 241

5. Objekt: NGC 7741: Balkenspirale mit stellarem Kern: Balken und Spiralen ansatzweise sichtbar.

6. Objekt: NGC 7315: Helle Galaxie. Begleiter ebenfalls sichtbar.

7. Objekt: Stephan's Quintett: Alle 5 Galaxien mithilfe der POSS-Aufnahme im Deep Sky Beobachteratlas zweifelsfrei gesehen.

8. Objekt: NGC 1360

9. Objekt: M42

10. Objekt: Rosettennebel mit UHC: Sehr großer strukturreicher Nebel.

Temperatur während der Nacht lag bei 6 Grad Celsius und 65% rel. Luftfeuchte. SQM-L Werte (jeweils drei Werte zenitnah gemessen und gemittelt): 20:45 UT - 21.50, 21:24 UT - 21.60, 22:35 - 21.62.

Mittlerweile hat sich die Beobachtungsunruhe zu Beginn der Nacht aufgrund der Routine gelegt. Zu Beginn der Nacht zogen abermals Zirren durch. Aber aufgrund der Erfahrung ließ ich mich nicht beirren und baute trotzdem auf. Dies sollte die ergiebigste von allen Beobachtungsnächten werden. Zunächst waren wieder die Kinder am Zug: Es gab den Mond im Bino, sowie erneut Jupiter. Anschließend verzog sich die Zirrusbewölkung erneut und ich begriff endlich, wie ich den Dobson kollimieren musste. Dies ging mit dem Bino am Besten. Der Glasswegkorrektor mit eingebauten Komakorrektor erlaubte es mir endlich präzise den Hauptspiegel zu justieren. Belohnt wurde ich mit knackigen Jupiterbildern. Interessanterweise war das Seeing hervorragend und so konnte ich mit dem Bino bis ca. 330fach vergrößern. Viele Details in den Wolkenbändern wurde so erst sichtbar.

1. Objekt: Mond mit Bino - Interessante Details am Terminator. Beeindruckend.

2. Jupiter bis 23 UT - Großer blaßer Fleck im Nördlichen Band mit Fahne. Viele interessante Details. Faszinierend.

3. Objekt: Bubble Nebel

4. Objekt: M52 - Schön aufgelöst.

Anschließend wollte ich mal die Begleitgalaxien von M31 unter die Lupe nehmen. Hier geht es zu einer Filmaufnahme von mir.

5. Objekt: NGC 185: Bei 114fach groß und länglich. Vordergrundstern nahe Zentrum.

6. Objekt: NGC 147: Länglich mit hellem Kern

7. Objekt: NGC 278: Hell fast kreisrund, rel. klein.

8. Objekt: M76 - Kleiner Hantelnebel: Hantelförmig, scharf begrent und hell. Strukturen bei 114fach angedeutet, einfach auffindbar.

9. Objekt: G001: kleiner runder Nebel. Zunächst schwierig zu identifizieren, wegen hellem stellarem Kern. Dann aber eindeutig, da Umgebung des Kerns neblig und Position zweifelsfrei.

10. Objekt: Pferdekopfnebel: Mit H-Beta schön sichtbar. Schnauze bleibt unsichtbar.

11. Objekt: Barnard's Loop: Mit H-Beta + UHC-Filter mit bloßem Auge wird hellstes Viertel um die Gürtelsterne sichtbar. Deutlicher im H-Beta Filter.

12. Objekt: M42: Die Beobachtung des Zentrum im Bino ist ein Wucht. Bei 114fach erscheint das Zentrum grünlich bis eisblau, wie im September 2012 im 16". Wenn auch nicht so deutlich.

13. Objekt: M93: Dreieckiger Sternhaufen. Bei 40fach schön locker aufgelöst. An der Spitze heller orange farbiger Stern. Innerhalb des Haufens scheinbar 2-3 Unterhaufen.

14. Objekt: NGC 2360: Eckiger Sternhaufen. Sieht Weihnachtsstern ähnlich. Nordöstlich befindet sich ein heller Stern, der markant aus dem Haufen hervortritt.

15. Objekt: NGC 2362: Sternhaufen mit hellem Stern in der Mitte. Sieht Praesaepe ähnlich. Bei 114fach werden neben dem hellen Stern zwei schwache Begleiter sichtbar.

16. Objekt: M46: Lockerer Sternhaufen. NGC2438 ist als runder Nebel einfach sichtbar. Nebelring mit Stern abseits der Mitte, sowie mit weiterem Stern am Nebelrand.

17. Objekt: Plejaden: Meropes Nebel einfach und prominent sichtbar. Die hellen Haufenmitglieder scheinen vom Nebel umgeben.

Temperatur während der Nacht lag bei 9 Grad Celsius und 50% rel. Luftfeuchte. Leichte Calima. SQM-L Werte (jeweils drei Werte zenitnah gemessen und gemittelt): 21:00 UT - 21.32, 22:15 UT - 21.48, 23:00 UT - 21.45.

Im Dezember kann man auf La Palma auch gutes Wetter erwischen. Von 7 Tagen gab es immerhin 4 Beobachtungsnächte, von dehnen 3 richtig gut waren. Als Nebeneffekt kann ich jetzt auch qualitativ die SQM-L Werte richtig einschätzen. Werte >= 21.60 bei meinem SQM-L bedeutet Spitzenhimmel. >=21.50 ist auf dem Roque guter Durchschnitt und bis zum Polarstern auf 30 Grad über dem Horizont durchgehend messbar. Diese Werte sind auch bei der Unterkunft möglich. Eine weitere Erkenntnis der Beobachtungstour: Jupiter beeinflusst die Messwerte des SQM-L zum Schlechteren hin. Aus 21.60-21.50 werden Werte um 21.30.

An meinem Beobachtungsplatz ca. 70 km von Frankfurt entfernt habe ich einmal den Spitzenwert von 21.30 gemessen. In der Regel liegen die Werte zu Beginn einer Nacht um 20.9 und steigen dann in der Regel bei guter Durchsicht auf 21.10. Spitzennächte erreichen 21.2. Zum Horizont hin brechen die Werte sofort ein. Um den Polarstern (50 Grad über dem Horizont) fallen die Werte auf deutlich unter 21.0.

Die Transformation vom Astrofotografen zum visuellen Beobachter habe ich nun wohl vollzogen. Die Beobachtung macht mir auch abseits der kleineren Instrumente wie Feldstecher und 3" bis 4" Zoll Refraktoren richtig Spaß. Jupiter und auch der Mond sehen im Dobson richtig gut aus. Die Berührungsängste mit dem Dobson und dem offenen System Dobson habe ich jetzt überwunden (Anfänglich habe ich öfter die Ablagerungen auf dem Spiegel beobachtet als durch das Teleskop verbunden mit den entsprechenden "Sorgen".). Das Gerät hat jetzt 10 Beobachtungsnächte hinter sich, davon allein 8 auf La Palma.

Meine bei der Vermieterin deponierte Montierung + Fotoausrüstung habe ich wieder mit nach Deutschland gebracht. Dieses Kapitel hat sich wohl erstmal erledigt. Aber wer weiss...


Letzte Änderung: $Date: 2012/12/25 19:42:09 $